Mittwoch, 21. Januar 2015

Beowulf - Charaktere und Verfilmung

Beowulf - die Person

Beowulf ist einer der stärksten Helden seiner Zeit. Selbst Siegfried der Drachentöter ist ohne Hilfsmittel nicht annähernd so stark wie Beowulf. Jedoch ist er kein besonders guter Held. Was auch immer Beowulf tut, es ist nur zu seinen eigenen Gunsten. Er mordet, plündert und nimmt sich was er will und wann er es will. Seine Absichten sind immer egoistisch und er macht keinerlei Veränderung durch im ganzen Gedicht. Er ist unglaublich stark von sich selbst überzeugt und glaubt nur sich selbst. 

Grendel wie er im Film dargestellt wurde.

Grendel und seine Mutter

Grendel ist das erste Hindernis Beowulfs, auf dem Weg zum Reichtum. Er wird als "Riese" und "Troll" bezeichnet. Im Gedicht wird er gross, dürr und blass beschrieben. Mit langen gliedrigen Fingern packte er seine Opfer und verschlang sie innert Sekunden. Seine dicke graue Haut hat eine ganz besondere Eigenschaft: keine Klinge konnte ihn verletzen. Das kam Beowulf mit seinem Plan, ihn mit nackter Faust zu töten gerade recht. Grendel wird von Beowulf schwer verletzt und verliert seinen Arm. Seiner Niederlage bewusst, flieht er zurück ins Moor und war von dorthin nie wieder gesehen. Seine Mutter, die auf der Suche nach Rache war, wurde von Beowulf niedergestreckt. 








Beowulf - der Film 

Beowulf ist ein computeranimierter Fantasyfilm aus den USA. 2007 wurde der Film von Robert Zemeckis veröffentlicht. Die Originalsprachen sind Englisch und als ein spezielles Extra Altenglisch. Der Film unterscheidet sich in ein paar wesentlichen Punkten vom Heldengedicht:
  • Grendels Mutter wird als verführerische Meerfrau dargestellt, obwohl sie im Heldengedicht eine hässliche Meerhexe ist
  • Im Film wird behauptet Grendel sei Hrodgars Kind welches er mit dessen Mutter zeugte
  • König Hrodgar begeht im Film Selbstmord, was nicht auf das Gedicht zutrifft
  • Beowulf erbt im Film das Land Hrodgars, im Gedicht aber erbt er es von Hygelac 
  • Im Film hat Beowulf eine Geliebte namens Ursula, im Gedicht nicht
Und sonst gibt es noch kleine, aber feine Unterschiede die im Film hinzugefügt wurden um den Unterhaltungswert zu steigern

Ich habe diesen Film nun 2 mal geschaut und bin der Meinung, dass es eine gute Verfilmung des Gedichtes ist. Beowulf wird nicht gross abgeändert und man erkennt seine Charakterzüge die im Heldengedicht essenziell sind. Auch optisch wird er so dargestellt wie man sich Beowulf beim Lesen des Gedichtes vorstellt: gross, blond, muskulös und sonnengegerbt. Hinzugefügt wurden hauptsächlich Liebesaffären und kleine Abänderungen um die Handlung für den Zuschauer etwas übersichtlicher zu machen. An sich ist es ein gelungener Film, der auch mit dem Heldengedicht verglichen gut abschneidet.



Montag, 19. Januar 2015

Beowulf - Sage um Krieger, Held und König


Hwæt! Wé Gárdena  in géardagum
þéodcyninga           þrym gefrúnon·
hú ðá æþelingas      ellen fremedon.
                                                      
Mit diesem Zitat aus der Sage um Beowulf möchte ich diesen Eintrag gerne einläuten. Beowulf, ein starker skandinavischer Mann, göttlicher Abstammung mit ungeheuren Fähigkeiten. Der obere Textausschnitt sind die ersten Zeilen der Beowulf-Sage. Übersetzt lauten sie:

Hört! Denkwürd'ger Taten       von Dänehelden
ward uns viel fürwahr aus der Vorzeit berichtet
wie Könige kühn               ihre Kraft erprobten!

Beowulf ist ein angelsächsischer Stabreim mit 3128 Versen. Der Ursprung des Namen Beowulf ist leider nicht ganz bekannt, jedoch gibt es verschiedene Möglichkeiten woher der Name stammen und was er bedeuten könnte. Die am nächsten liegende Übersetzung ist Beo-Wulf, im Altenglischen Bienen-Wolf. Allerdings ist diese Übersetzung relativ sinnfrei. Die andere Möglichkeit wäre, dass es aus dem Kenning (altnordisch kenna für kennzeichnen) kommt, ein altgermanisches, poetisches Stilmittel, welches Begriffe mit einfachen Wörtern umschreibt. Im Kenning könnte Beowulf so viel wie Bär heissen. Die Sage um Beowulf stammt aus ca. 700 n.Chr. und spielt in der Zeit von 600 n.Chr. 


Geschichtliche Grundlage

Beowulf wurde in der frühchristlichen Zeit verfasst, während die meisten Menschen begannen zum Christentum überzutreten. Die Menschen zu dieser Zeit wollten aber nicht, dass ihr Götterglaube in Vergessenheit gerät, weswegen sie die ganzen Göttersagen und Mythen auf Menschen übertragen haben. Jedoch nur die Sagen kleinerer Götter, denn Götter wie Wôdan (= Odin) waren den Menschen viel zu heilig und göttlich, als dass sie ihm eine menschliche Form hätten geben können. 
Im Gedicht selbst wird eine unglaublich hohe Zahl an Namen genannt, die leider nicht alle erschlossen werden können. Die Herkunft der Namen ist leider ungewiss, genauso ungewiss wie dieselben zueinander stehen und welcher Götterglaube hier zur Sprache kommt. Erwähnt werden diverse "Vorfahren" Wôdans, was sich mit den meisten der nordischen Götterglauben beisst.


Beowulfs Taten

Im Gedicht beginnen die Heldentaten Beowulfs mit einem Heldenausruf von Hrodgar, dem König der Dänen. Hrodgar, von Furcht geplagt, sucht verzweifelt nach Helden die ihn aus seiner Notlage zu retten wissen. Ein menschenfressendes Ungetüm, namens Grendel, sucht ihn schon eine lange Zeit heim. Er verspricht jedem reiche Belohnung, der es schafft Grendel zu töten. Beowulf, der nur seine eigene Bereicherung im Sinn hat, folgt Hrodgars verzweifeltem Hilfeschrei und sagt voller Selbstvertrauen:

'Nó ic mé an herewæsmun      hnágran talige
gúþgeweorca      þonne Grendel hine·
forþan ic hine sweorde      swebban nelle,
aldre benéotan      þéah ic eal mæge·
nát hé þára góda      þæt hé mé ongéan sléä·
rand gehéawe      þéah ðe hé róf síe
níþgeweorca      ac wit on niht sculon
secge ofersittan      gif hé gesécean dear
wíg ofer waépen      ond siþðan wítig god
on swá hwæþere hond      hálig dryhten
maérðo déme      swá him gemet þince.'

'Nicht schätz' ich mich schwächer      an schwellender Kraft,
Und wen'ger als Grendel      gewachsen dem Kampfe;
Mit dem Schwerte drum nicht      ihn erschlagen will ich,
Sein Leben ihm rauben,      was leicht ich könnte.
Nicht kennt er die Kunst,      mit der Klinge zu wehren
Dem Schlage des Gegners,      den Schild zu zerhau'n,
So brav er auch streitet.      Wir beide drum werden
In der heutigen Nacht      den Hieber nicht schwingen,
Wenn er waffenlos kommt,      und der weise Gott,
Der heilige Herrscher,      mag Heldenruhm geben
Ihm oder mir,      wie's dem ewigen gut scheint.'

Beowulf bestreitet mutig den Kampf mit Grendel, nun doch eine Waffe tragend und besiegt ihn schlussendlich. Von Hrodgar wird er in Gold aufgewogen und Beowulf freut sich bereits zu seinem Volk heimzukehren und den Platz als rechtmässigen König der Geaten einzunehmen. Doch war das nicht alles. Während der Feier, die zu Ehren von Beowulf abgehalten wird taucht Grendels, von Rache getriebener Mutter, auf. Beowulf, tapfer und vorbereitet wie immer, besiegt auch diese mühelos. Seine ungeheure Kraft hat er der Abstammung von Wôdan zu verdanken. 

Snotor ond swýðferhð      sele Hróðgáres,
genered wið níðe·      nihtweorce gefeh
ellenmaérþum·      hæfde Éast-Denum
Géatmecga léod      gilp gelæsted·
swylce oncýþðe      ealle gebétte
inwidsorge      þé híe aér drugon
ond for þréanýdum      þolian scoldon
torn unlýtel·      þæt wæs tácen sweotol
syþðan hildedéor      hond álegde
earm ond eaxle      --þaér wæs eal geador
Grendles grápe--      under géapne hróf.

Der kluge und tapfre,      des Königs Halle,
Vom Feind ihn befreit.      Er war froh seines Nachtwerks,
Der gelungenen Krafttat.      Gelistet war's, 
Was mit dreister Rede      den Dänen versprochen
Der gautische Fürst.      Von ganzem Leide
Hatt' er kühn sie erlöst,      von der quälenden Sorge,
Die in Drangsal und Not      sie erduldet lange,
Von entsetzlicher Schmach.      Als sichtbares Zeichen
Legte der Held      unterm hohen Dache
Arm und Hand      und Achsel nieder,
Was Grendel zurückließ,      die ganze Tatze.

In diesem Abschnitt lässt sich unschwer erkennen, dass Beowulf siegreich war.


Nach seinen Heldentaten im Reich der Dänen, kehrte Beowulf zu seiner rechtmässigen Heimat, zu den Geaten zurück. Dort nimmt er seinen Platz als König ein und regiert das Land viele Jahre, wie es vom grossen Beowulf zu erwarten war. Doch der Friede hielt nicht lange an, denn wo Helden und Reichtum sind,  ist ein Drache nie fern. 
Wie einst versammelte er seine Gefolgsmänner und zog mit ihnen in den Kampf um ihr Land zu verteidigen. Diese Heldentat muss Beowulf aber mit seinem Leben bezahlen, als er dem Drachen mit blossen Händen das Herz entriss. Nachdem er den Drachen erlegte, starb er selbst an seinen schweren Verletzungen.



Sonntag, 18. Januar 2015

Magie der mittelalterlichen Mythologie

Zauberei war schon immer ein interessantes Thema für die Menschen. Wenn eine Naturgewalt oder ein bestimmtes Ereignis nicht erklärt werden konnte, war immer Zauberei im Spiel. Beim Gedanken an Zauberei liegt die Hoffnung des Menschen, diese selbst zu gebrauchen und zu manipulieren nicht weit. Wer hat nicht auch schon gehofft ein alltägliches Problem mit Hilfe von Magie lösen zu können?
Schon früh begannen Menschen daran zu glauben, dass einige von ihnen magische Fähigkeiten besitzen. Orakel, Druiden und Zauberer. In beinahe jeder vergangenen Kultur lässt sich eine Art "magische" Position in der Gesellschaft finden. Jedoch war Zauber nicht immer erwünscht. Oftmals hatten die Menschen Angst vor Zauberei. Dies artete bis in die Hexenverfolgungen aus, um nur ein Beispiel zu nennen.
Magie hat auch heute noch eine grosse Rolle in der Gesellschaft, denn sie besitzt ungemein hohen Unterhaltungswert. Wenn der öde Alltag einmal zu viel wird, flüchtet man sich doch gerne in eine Welt der Magie und Mystik. 


Zaubersprüche

Eines der wichtigsten Hilfsmittel der Zauberei waren Zaubersprüche. Zaubersprüche sind Beschwörungstexte die eine bestimmte Wirkung erzielen. Meist eine Wirkung die mit den gegebenen Verhältnissen nicht einfach erzielt werden konnte (Bsp.: Regentanz). Wenn grosse Verzweiflung herrschte und kein Ausweg in Sicht ist, wird oftmals in Zauberei vertraut. Um diese Magie glaubhafter wirken zu lassen muss sie professionell wirken. Deswegen wurden Bücher nur mit Zaubersprüchen gefüllt, damit die Menschen die diese betrieben eine schriftliche Stütze hatten. Zaubersprüche gehören zur sogenannten Verbalmagie. 
Das Mittelalter war allerdings nicht die Epoche in der die Zaubersprüche aufkamen. Erste Zaubersprüche sind aus der Antiken bekannt. Die mittelalterlichen Zaubersprüche stützen sich oftmals auf, aus der Antiken überlieferten, Schriftstücken. 
Zaubersprüche dienten oftmals Ärzten und Mönchen als Teil medizinischer Behandlungen. Sie waren ebenso ein Teil der Heilmethoden, wie es unter anderem Kräuter waren. 
Auch kräuterkundige Frauen bedienten sich der magischen Formeln um ihrer Medizin die volle Wirkung zu geben. Die Angst vor eben jenen Frauen löste die spätere Hexenverfolgung aus.


Zaubersprüche in der Medizin

Zaubersprüche hatten einen sehr hohen Stellenwert in den Anfangsstadien der Medizin. Mönche, Ärzte und fahrende Heiler nutzten Zaubersprüche als Heilsegen und zur Ergänzung der medizinischen Behandlung. Die Zaubersprüche riefen einen sehr hohen Respekt bei eben jenen Heilern hervor, weil von den Behandelten geglaubt wurde die Heiler seien etwas Übermenschliches, das alle Krankheiten kurieren konnte. Zaubersprüche hatten auch ihre Wirkung, die sich auf den Placebo-Effekt zurückziehen lässt. Die Patienten glaubten durch die Zaubersprüche und anderen magischen Ritualen an ihre Heilung. Dieser Glaube kann so extrem sein, dass die Heilung nur dadurch erzielt wird. 
Jedoch hatten diese magischen Heilsegen auch ihren Nachteil. Konnte ein Heiler eine Krankheit nicht
kurieren, konnten die Menschen sehr schnell wütend werden. Sie glaubten an diesen Heiler, aber plötzlich konnte er jemanden nicht heilen. Deswegen wurde es oftmals als absichtlicher Mord betrachtet. Der Heiler befand sich in solch einer Situation in höchster Gefahr, da eine wütende Masse nicht vor einer Lynchjustiz schreckt.


Gebete und Beschwörungen

Auch heute noch beten gläubige Menschen zu Gott. Was unterscheidet jedoch Gebete von Zaubersprüchen? Streng genommen nichts. Bei beiden wird eine Wirkung durch verbale Äusserungen an eine nicht manifeste Gestalt erhofft. Segenswünsche für kranke Verwandte und Bekannte sind ebenfalls eine Art Zauberspruch.
Beschwörungen sind wohl eine der verbreitetsten Art von Zaubersprüchen. Beschwörungen richten sich direkt und befehlsartig an eine Krankheit oder einen Dämonen der diese hervorruft. In diesen positiven Fällen spricht man von "weissen Beschwörungen" oder "weisser Magie". Häufig jedoch werden Beschwörungen für das genaue Gegenteil eingesetzt. Man hofft einen Feind zu verletzen, ihm eine Krankheit zuzufügen oder ihn gar zu töten. In diesem Fall spricht man von "schwarzer Magie". Dabei wird die Beschwörung an Dämonen gerichtet, welche die gewünschte Wirkung erzielen sollen. 


Merseburger Zaubersprüche

Die Merseburger Zaubersprüche sind einige der berühmtesten Zaubersprüche des Mittelalters. Sie sind nach ihrem Auffindungsort benannt, der Bibliothek des Domkapitels in Merseburg. Die Merseburger Zaubersprüche sind in Althochdeutsch verfasst und in zwei Vershälften aufgeteilt. Der erste Zauber ist ein "Lösezauber" zur Befreiung eines Kriegers von seinen Fesseln. Der zweite Zauber ist ein "Heilzauber" zur Heilung eines verrenkten oder verletzten Pferdefusses. Hier ein Ausschnitt des ersten Zauberspruchs:


Eiris sâzun idisi, sâzun hêra duoder.
Suma haft heftidun, suma heri lêzidun,
suma clûbodun umbi cuniowidi:
insprinc haftbandun, infar wîgandun.

Einst saßen Idise, setzten sich hierher und dorthin.
Einige hefteten Fesseln, einige reizten die Heere auf.
Einige klaubten herum an den Volkesfesseln:
Entspringe den Haftbanden, entkomme den Feinden.

Im ersten Zauberspruch ist von "Idisen" die Rede. Dabei ist es nicht klar von was gesprochen wird. Dies könnte von den "Disen" stammen, weibliche Gottheiten aus der nordischen Mythologie, mit Walküren zu vergleichen. 
Rechts ein Gemälde einer Walküre, von Peter Nicolai Arbo aus 1865.