Montag, 19. Januar 2015

Beowulf - Sage um Krieger, Held und König


Hwæt! Wé Gárdena  in géardagum
þéodcyninga           þrym gefrúnon·
hú ðá æþelingas      ellen fremedon.
                                                      
Mit diesem Zitat aus der Sage um Beowulf möchte ich diesen Eintrag gerne einläuten. Beowulf, ein starker skandinavischer Mann, göttlicher Abstammung mit ungeheuren Fähigkeiten. Der obere Textausschnitt sind die ersten Zeilen der Beowulf-Sage. Übersetzt lauten sie:

Hört! Denkwürd'ger Taten       von Dänehelden
ward uns viel fürwahr aus der Vorzeit berichtet
wie Könige kühn               ihre Kraft erprobten!

Beowulf ist ein angelsächsischer Stabreim mit 3128 Versen. Der Ursprung des Namen Beowulf ist leider nicht ganz bekannt, jedoch gibt es verschiedene Möglichkeiten woher der Name stammen und was er bedeuten könnte. Die am nächsten liegende Übersetzung ist Beo-Wulf, im Altenglischen Bienen-Wolf. Allerdings ist diese Übersetzung relativ sinnfrei. Die andere Möglichkeit wäre, dass es aus dem Kenning (altnordisch kenna für kennzeichnen) kommt, ein altgermanisches, poetisches Stilmittel, welches Begriffe mit einfachen Wörtern umschreibt. Im Kenning könnte Beowulf so viel wie Bär heissen. Die Sage um Beowulf stammt aus ca. 700 n.Chr. und spielt in der Zeit von 600 n.Chr. 


Geschichtliche Grundlage

Beowulf wurde in der frühchristlichen Zeit verfasst, während die meisten Menschen begannen zum Christentum überzutreten. Die Menschen zu dieser Zeit wollten aber nicht, dass ihr Götterglaube in Vergessenheit gerät, weswegen sie die ganzen Göttersagen und Mythen auf Menschen übertragen haben. Jedoch nur die Sagen kleinerer Götter, denn Götter wie Wôdan (= Odin) waren den Menschen viel zu heilig und göttlich, als dass sie ihm eine menschliche Form hätten geben können. 
Im Gedicht selbst wird eine unglaublich hohe Zahl an Namen genannt, die leider nicht alle erschlossen werden können. Die Herkunft der Namen ist leider ungewiss, genauso ungewiss wie dieselben zueinander stehen und welcher Götterglaube hier zur Sprache kommt. Erwähnt werden diverse "Vorfahren" Wôdans, was sich mit den meisten der nordischen Götterglauben beisst.


Beowulfs Taten

Im Gedicht beginnen die Heldentaten Beowulfs mit einem Heldenausruf von Hrodgar, dem König der Dänen. Hrodgar, von Furcht geplagt, sucht verzweifelt nach Helden die ihn aus seiner Notlage zu retten wissen. Ein menschenfressendes Ungetüm, namens Grendel, sucht ihn schon eine lange Zeit heim. Er verspricht jedem reiche Belohnung, der es schafft Grendel zu töten. Beowulf, der nur seine eigene Bereicherung im Sinn hat, folgt Hrodgars verzweifeltem Hilfeschrei und sagt voller Selbstvertrauen:

'Nó ic mé an herewæsmun      hnágran talige
gúþgeweorca      þonne Grendel hine·
forþan ic hine sweorde      swebban nelle,
aldre benéotan      þéah ic eal mæge·
nát hé þára góda      þæt hé mé ongéan sléä·
rand gehéawe      þéah ðe hé róf síe
níþgeweorca      ac wit on niht sculon
secge ofersittan      gif hé gesécean dear
wíg ofer waépen      ond siþðan wítig god
on swá hwæþere hond      hálig dryhten
maérðo déme      swá him gemet þince.'

'Nicht schätz' ich mich schwächer      an schwellender Kraft,
Und wen'ger als Grendel      gewachsen dem Kampfe;
Mit dem Schwerte drum nicht      ihn erschlagen will ich,
Sein Leben ihm rauben,      was leicht ich könnte.
Nicht kennt er die Kunst,      mit der Klinge zu wehren
Dem Schlage des Gegners,      den Schild zu zerhau'n,
So brav er auch streitet.      Wir beide drum werden
In der heutigen Nacht      den Hieber nicht schwingen,
Wenn er waffenlos kommt,      und der weise Gott,
Der heilige Herrscher,      mag Heldenruhm geben
Ihm oder mir,      wie's dem ewigen gut scheint.'

Beowulf bestreitet mutig den Kampf mit Grendel, nun doch eine Waffe tragend und besiegt ihn schlussendlich. Von Hrodgar wird er in Gold aufgewogen und Beowulf freut sich bereits zu seinem Volk heimzukehren und den Platz als rechtmässigen König der Geaten einzunehmen. Doch war das nicht alles. Während der Feier, die zu Ehren von Beowulf abgehalten wird taucht Grendels, von Rache getriebener Mutter, auf. Beowulf, tapfer und vorbereitet wie immer, besiegt auch diese mühelos. Seine ungeheure Kraft hat er der Abstammung von Wôdan zu verdanken. 

Snotor ond swýðferhð      sele Hróðgáres,
genered wið níðe·      nihtweorce gefeh
ellenmaérþum·      hæfde Éast-Denum
Géatmecga léod      gilp gelæsted·
swylce oncýþðe      ealle gebétte
inwidsorge      þé híe aér drugon
ond for þréanýdum      þolian scoldon
torn unlýtel·      þæt wæs tácen sweotol
syþðan hildedéor      hond álegde
earm ond eaxle      --þaér wæs eal geador
Grendles grápe--      under géapne hróf.

Der kluge und tapfre,      des Königs Halle,
Vom Feind ihn befreit.      Er war froh seines Nachtwerks,
Der gelungenen Krafttat.      Gelistet war's, 
Was mit dreister Rede      den Dänen versprochen
Der gautische Fürst.      Von ganzem Leide
Hatt' er kühn sie erlöst,      von der quälenden Sorge,
Die in Drangsal und Not      sie erduldet lange,
Von entsetzlicher Schmach.      Als sichtbares Zeichen
Legte der Held      unterm hohen Dache
Arm und Hand      und Achsel nieder,
Was Grendel zurückließ,      die ganze Tatze.

In diesem Abschnitt lässt sich unschwer erkennen, dass Beowulf siegreich war.


Nach seinen Heldentaten im Reich der Dänen, kehrte Beowulf zu seiner rechtmässigen Heimat, zu den Geaten zurück. Dort nimmt er seinen Platz als König ein und regiert das Land viele Jahre, wie es vom grossen Beowulf zu erwarten war. Doch der Friede hielt nicht lange an, denn wo Helden und Reichtum sind,  ist ein Drache nie fern. 
Wie einst versammelte er seine Gefolgsmänner und zog mit ihnen in den Kampf um ihr Land zu verteidigen. Diese Heldentat muss Beowulf aber mit seinem Leben bezahlen, als er dem Drachen mit blossen Händen das Herz entriss. Nachdem er den Drachen erlegte, starb er selbst an seinen schweren Verletzungen.



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